UNTER BAUERN - Retter in der Nacht
Buch Otto Jägersberg, Imo Moszkowociz, Heidrun Schleef
nach dem Bericht "Retter in der Nacht" von Marga Spiegel
Regie Ludi Boeken
Produktion FILMFORM KÖLN GmbH in Coproduktion mit PANDORAFILM
Köln und
ACAJOU FILMS Paris
Drehzeit August -Oktober 2008
Drehort Westfalen
Artikel aus "Der
Spiegel", Ausgabe 38/2008 (PDF-Datei 992 KB)
SYNOPSIS
1943. Am Tag bevor er in den Osten deportiert würde, realisiert der beliebte
und erfolgreiche Pferdehändler Siegmund Spiegel aus der inzwischen "judenfreien"
Stadt Ahlen in Westfalen seinen vorbereiteten Plan, sich mit seiner Familie
bei befreundeten Bauern zu verstecken. Zwar ist er längst recht- und besitzlos
wie alle jüdischen Menschen, und zum Zwangsarbeiter degradiert, aber sein
Lebensmut ist nach neun Jahren Nazischikanen ungebrochen. Gegen jede normale
Vernunft vertraut er darauf, dass diese münsterländischen Bauern sich an
ihre Zusage halten, obwohl sie gut wissen, heimlich einen Juden zu beherbergen,
ist in den Augen der Nazis ein todeswürdiges Verbrechen. Dass normale katholische
Bauern mit ihren Familien dieses Wagnis eingehen, kann in dieser extremen
Situation niemand für möglich halten. Vielleicht setzt Siegmund Spiegel,
genannt Menne, gerade deshalb alles auf diese Karte. Zunächst bringt er
seine widerstrebende kluge junge Frau dazu, mit der kleinen Tochter Karin
zu dem Bauern Aschoff zu fahren und sich dort aufnehmen zu lassen. Das geliebte
Töchterchen Karin zu retten, ist sein beherrschender Gedanke, bevor er dann
selber diese allerletzte verzweifelte Chance ergreift, mit dem Rad in die
vertraute schöne Landschaft fährt und sein Leben Menschen anvertraut, von
denen er glaubt, dass ihre Verlässlichkeit und menschliche Vernunft stärker
ist als alle Angst.
Das Unmögliche wurde Wirklichkeit. In ihrem Bericht "Retter in der Nacht" schildert Marga Spiegel, wie die kleine Familie in ihren Verstecken überlebte.
Die münsterländischen Bauernfamilien Aschoff, Pentrop, Sickmann, Silkenbömer
halfen. Der Film "Unter Bauern" schildert mit Sinn für das Absurde im Alltäglichen,
sogar der westfälische Humor spielt eine Rolle, wie die Bauern ihre jüdischen
Gäste akzeptieren wie alles, was nun einmal so ist wie es ist. Ohne zu vergessen,
in welcher Gefahr sie die ganze Zeit schweben. Unter den vielen wirkungsvollen
Figuren rührt die naive junge Anni Aschoff vielleicht besonders an. Sie
bewundert die elegante Marga Spiegel, findet in ihr eine ältere Freundin,
wie sie unter Bauern nicht vorkommt. Das hindert Anni nicht daran, sich
in Erich Reimann aus Berlin zu verlieben, der in männlich beschränktem Eigensinn
aus der Naziideologie etwas für sich zu machen versucht. Auch um seinen
behinderten Klempner-Vater zu ärgern, einen verbiesterten Salonkommunisten.
Anrührend auch die Kinderrolle der Karin.
Immer wieder droht Entdeckung, weil Menschen mehr oder minder direkt Wind
von der Sache bekommen, aber aus unterschiedlichen Gründen erfüllen sie
ihre Denunziantenpflicht nicht. Waren die nicht Böswilligen unter den Deutschen
doch zahlreicher als man annimmt?
Wenn es so ist, würde das nichts daran ändern, dass die jüdischen Bürger Ahlens, die es nicht in die Emigration schafften, ermordet wurden.